Die Biene als Dienstleisterin? Ethische Argumente für den Schutz der biologischen Vielfalt
Die Biologin Dr. Uta Eser ist als Mitglied des deutschen Ethikrates geübt darin, ihre Zuhörer mit fachlicher Kompetenz und wasserdichten Argumenten an die Hand zu nehmen. Inhaltlich zu folgen war Erkenntnis-Bereicherung und Erkenntnis-Freude für alle Besucher des Vortrags im Schaumburger Bienenhaus.
Es ist Fakt, dass der Interessenkreis am Wohlergehen der Bienen sich nicht auf die Honigliebhaber beschränkt. Erkenntnisse aus der Landwirtschaft belegen den weltweiten wirtschaftlichen Nutzen dieser Insekten. Und den gilt es industriell verwertbar zu machen. Mit den Methoden der Wissenschaft steht ständig neues alarmierendes Zahlenmaterial über die existenzielle Bedrohung der Bienengesundheit im Raum. Es besteht Konsens, dass gesunde Bienen weltweit ein unverzichtbarer Garant für den Naturerhalt und damit für die menschliche Versorgung sind. Die über die Jahrhunderte veränderte Wirtschaftsweise hat die Lebensformen des Menschen grundlegend verändert. Er begreift sich nicht mehr als Teil der Natur. Er verhält sich als Nutznießer, als Konsument. Er ist es, der die Natur zu „bezwingen" hat. Immer deutlicher zeigt es sich, dass dieses Vorhaben nicht zu gelingen scheint. Die Kommunikationsstruktur, mit der objektive Werte definiert werden, drückt sich im wissenschaftlichen und politischen Diskurs in Zahlen aus. Werte, die nicht gemessen, gewogen und gezählt werden können, spielen keine Rolle, werden nicht abgebildet. Moral hat keine Zahl. Die Natur als Ausdruck der Schöpfung, wird auf eine Ware reduziert, die man ausbeuten und fälschen, mit der man handeln kann. Ausgeblendet bleibt, dass durch diese Art des Denkens, Handelns und Entscheidens notwendige Renaturierung und
damit Naturerhalt verhindert wird. Die Erde braucht Menschen, die die Transformation durch verändertes Denken und Handeln möglich machen. Die Natur hat einen Eigenwert, den es zu schützen gilt, einen Wert der nicht in Zahlen und Grafiken darzustellen ist. Allein durch eine emotionale Verbundenheit mit der Natur können wir diesen „Wert an sich fühlen, wahrnehmen und die Verantwortung dafür übernehmen. Allein dieses Gefühl lässt uns den Schmerz aushalten, der mit dieser Veränderung einher gehen wird. Zukunft fordert Demut.
Dr. Eser gelang es in ihrem Vortrag, die Zusammenhänge und Dimensionen aufzuzeigen, in der sich die von Menschen gemachte Bedrohungslage der Erde zeigt. Doris und Dietmar Post öffneten mit exzellent abgestimmten musikalischen Beiträgen dem Publikum einen ergänzenden emotionalen Erkenntnisraum. Die Besucher waren sich in dem anschließenden Gesprächskreis darin einig, wie wertvoll es ist, mit dem Bienenhaus einen Ort zu haben, der mit kompetenten Referentinnen und Referenten einer engagierten Öffentlichkeit den Raum zur Auseinandersetzung mit Themen zu Fragen unserer Zeit bietet.
Ute Bernhardt / 15. September 2025