Aktuelle Projekte

„Kinder blühen auf“

Nachlese des Treffens der Spenderinnen und Spender am 4.11.2023 im Bienenhaus

Zu einer gemütlichen Kaffeestunde mit selbstgebackenem Kuchen traf sich der Vorstand des Vereins Schaumburger Bienenhaus mit Spendern, Erzieherinnen und Mitgliedern des pädagogischen Arbeitskreises im Bienenhaus in Reinsdorf.

Der Grundofen verströmte wohlige Wärme. Vor der weiten Fensterfront verzauberte goldenes Herbstlicht die Landschaft. Beste Voraussetzungen für eine gute Gesprächsatmosphäre. Für einige Gäste war es der erste Besuch im Bienenhaus.

Es war schön, ihre Eindrücke wahrzunehmen. Sie spiegelten das, was mit der Architektur und den vielen sorgfältig bedachten Details erreicht werden sollte. Es wurden die organischen Formen der Architektur bestaunt, die mit den konsequent ökologischen Baumaterialien gestaltet wurden. Die außergewöhnliche Lichtführung im Raum, sei es mit der geschwungenen Fensterfront für das Tageslicht oder mit den Deckenlampen, die einem Bienenschwarm nachempfunden zu sein scheinen. Indirektes Licht zeichnet die Rundungen des Baukörpers nach, ergänzt von den Strahlen der Bienenwachskerzen auf den Wandausstülpungen. Die letzten Blüten aus dem Garten kündeten von der Jahreszeit.

In diesem positiven Energiefeld entfaltete sich der Dank an die Spender und Mitgestalter der Aktion „Kinder blühen auf“. Die Imkermeisterin Anna-Lisa Giehl begrüßte die Gäste und sprach von den Parallelen zwischen den Bienen, die sich hier in ihren Bienenkästen auf den Winter einstimmen, von dem im Sommer eingetragenen Honig zehren und sich auf Neues vorbereiten und uns, die die Arbeit mit den Kindern im Bienengarten in Stadthagen reflektieren und Anregungen für die neue Saison aufnehmen und entwickeln.

Der Vorsitzende Jörg Köster berichtete von den Anfängen des Projekts. Ein Pachtvertrag auf 5 Jahre mit der Option, verlängern zu können, wurde vor drei Jahren abgeschlossen. Es folgte ein intensiver Einsatz von aktiven Mitgliedern, die das Gelände für die Arbeit mit Kindern vorbereiteten.

Die Schatzmeisterin Elke Weßling berichtete über die dafür notwendigen Investitionen.

Als erstes wurde aus Eigenmitteln des Vereins ein Zaun errichtet. Auch wenn die Petra Hautau Stiftung mit einer großzügigen Spende bereits die Realisierung unseres Kinderbuches ermöglicht hatte, konnte Frau Hautau ebenfalls dafür gewonnen, mit einer Spende für Tisch, Bänke, Gerätschaften und Eingangsschild, den Garten für die Arbeit mit den Kindern vorzubereiten.

Imkermeisterin Anna-Lisa Giehl gab vier Bienenstöcken aus der Schaumburger Waldimkerei im hinteren Bereich des Gartens einen Platz. Unsere Pädagogin Bernadette Menzel hatte bereits ein Team von Mitarbeiterinnen im Auge, die verbindlich das erarbeitete Konzept mit den Kindern begleiten wollten. Für die finanzielle Anerkennung dieser Arbeit gibt es im Verein bereits ein Modell. Die pädagogische Arbeit am Bienenhaus wird nach dem Förderprogramm der Niedersächsischen Landwirtschaftskammer „Transparenz schaffen“ abgerechnet. Gleichermaßen sollte auch die Arbeit im Projekt „Bienengarten“ vergütet werden.

Die stellv. Vorsitzende, Ute Bernhardt, startete einen Spendenaufruf „Kinder blühen auf“ an Mitglieder, Institutionen, Freunde und Bekannte in der Region und drüber hinaus. Beiträge zwischen 10 und 500 € ließen das Spendenvolumen auf über 2.500 € anwachsen. Damit war der Startschuss für das Projekt gegeben. Diese Summe reicht gerade aus, um etwa zwei Jahre den vier kooperierenden Kindergärten mit Kindern im Vorschulalter drei Mal im Jahr die Chance zu geben, mit Pflanzen und Bienen vertraut zu werden.

Den Spenderinnen und Spendern wurde dafür mit großem Beifall und dem besonderen Honig von den Bienen aus dem Bienenhaus gedankt. Dem Kreis von Menschen, die im Bienengarten mit ihrem Engagement das Projekt gestalten, wurde auf gleiche Weise gedankt. Ein weiterer guter Geist im Bienengarten ist Hellmut Karow, Mitglied im Verein und Mitarbeiter in der Waldimkerei. Ohne seinen kraftvollen Einsatz könnten die Bienenkisten nicht ihren schwer zugänglichen Platz im Bienengarten finden. Applaus und Honig auch für ihn. Ebenso mit Beifall und Honig wurde Wolfgang Schlüter bedacht. Seit Bestehen des Bienenhauses hat er sich mit Sachkenntnis und Liebenswürdigkeit, in diesem Jahr mit über 80 Jahren das letzte Mal, den interessierten Besuchern beim Tag der offenen Tür zugewandt.

Mit gespannter Aufmerksamkeit folgte man den lebendigen Ausführungen von Bernadette Menzel. Ihr pädagogisches Konzept holt die Kinder genau an einer Schnittstelle ab, aus der sich ein ernsten Zukunftsproblem entwickeln kann. Ihre Berichte vom verunsicherten Verhalten der Kinder im Garten macht deutlich, dass ihnen der Umgang mit der Erde, dem Pflanzen, Wachsen und Ernten über die Generationen hinweg fremd geworden ist. Ihnen fehlt jede Erfahrung. Es muss ihnen erst mal die Scheu genommen werden vor dem was sich als Natur in dem Garten offenbart. Und das gelingt. Mit Eifer lernen sie sich im Garten zu bewegen und diese Welt für sich zu entdecken. Dadurch, dass es hier auch ohne Sprachbarrieren ein Miteinander gibt, kann sich eine neue Gemeinschaft unter den Kindern aus unterschiedlichen Nationalitäten entwickeln.

Die fruchtbare pädagogische Arbeit im Erlebnisfeld Garten und dem Leben der Bienen über den Jahreslauf, schenkt den Kindern ein nachhaltiges sinnliches Erkennen von Zusammenhängen. Sie lernen, sich das Fremde zum Freund zu machen. Die meisten von ihnen nahmen das erste Mal wirklich wahr, was es bedeutet Erde zu bearbeiten, zu säen, zu pflanzen und zu ernten - zu spüren, wie die Erde sich anfühlt und dabei zu entdecken, was darin lebt. Blüten wurden untersucht und es wurde herausgefunden, was die Bienen in den Blüten suchen und was sie finden können.

Vermisst wird ein wetterfester Unterstand, in dem die Kinder sich auch bei schlechtem Wetter versammeln können. Dafür muss ein Spender gewonnen werden. Die Konstruktion muss so mobil sein, dass bei Kündigung des Pachtverhältnisses ein Umzug zum Bienenhaus möglich ist.

Über die Dimension der Unterversorgung der Kinder im praktischen und sinnlichen Erfahrungsfeld Natur berichtete die Erzieherin Anja Trocka aus dem Kindergarten Schatzkiste in der Büschingstraße in Stadthagen. Sie begleitet die Kindergruppen in den Bienengarten und bestätigte nachdrücklich die Erfahrungen, die unsere pädagogische Gruppe mit den Kindern gemacht hatte.

Damit zeigt sich, wie sinnvoll unser Gartenprojekt in Stadthagen ist und wie wirksam die Gelder der Spenderinnen und Spender angelegt worden sind.

Auch wenn mit dem jahreszeitlichen Besuch der Kinder im Garten ein Anfang mit der Naturerfahrung gemacht ist, bleibt noch sehr viel zu tun, um jungen Menschen den Weg zu umweltbewussten Jugendlichen und Erwachsenen zu aufzuzeigen. Anja Trocka versicherte, dass aus der Elternschaft dazu keine Hilfe zu erwarten ist. Im Gegenteil, man würde sich darauf verlassen, dass diese Inhalte vom Kindergarten abgedeckt würden.

Der Verein ist in seinen personellen und finanziellen Möglichkeiten eingeschränkt.

Im Rahmen der Finanzierung über das Projekt „Transparenz schaffen“ könnte es in Zukunft Möglichkeiten geben, mit einem Bienenstand und der pädagogischen Arbeitsgruppe die begonnen Arbeit im Bienengarten in der Schatzkiste fortzusetzen.

Die bunt zusammengesetzte Runde von etwa 30 Menschen führte in kleineren Gruppen das Thema weiter. Alle waren sich einig darin, dass der Verein mit seiner pädagogischen Gruppe wichtige Impulse für die Gesellschaft setzt.

Ute Bernhardt

stellv. Vorsitzende

Stadthagen, 21.11.2023